Von Ute Gombert

Auch die bereits 28. EUROPACE-Konferenz Anfang September hatte wieder jede Menge Neuerungen zu bieten: Neben einer Vielzahl von technischen Umsetzungen, die interne Neuaufstellung und Organisation, die Ausweitung der Aktivitäten auf den Immobilienbesichtigungsbereich und innovative Themen wie der Bereich Data Science… EUROPACE freut sich nun – nachdem die Anforderungen der Wohnimmobilienkreditrichtlinie erfolgreich umgesetzt wurden – zukunftsweisende Projekte anzugehen.

v.l.n.r. Stefan Kennerknecht, Thilo Wiegand und Marco Kisperth

Zu Beginn der Konferenz warf Thilo Wiegand, Vorsitzender des Vorstands der Europace AG, einen Blick zurück auf ein Thema, das die Branche intensiv beschäftigt hat: Die am 21.3.2016 in Kraft getretene Wohnimmobilien- kreditrichtlinie (WIKR), die gewissermaßen als Turbo die Migration von EUROPACE Classic auf EUROPACE 2 beschleunigt hat. Denn das neue Front End BaufiSmart integriert die gesetzlichen Anforderungen voll in den Beratungsprozess und unterstützt den Nutzer intelligent dabei, die neuen regulatorischen Anforderungen zu erfüllen. Eine nahe liegende Frage: Hatte die neue Richtlinie tatsächlich in der Breite gravierende negative Auswirkungen auf das Transaktionsvolumen? „Das Transaktionsvolumen ging kurz nach Inkrafttreten der Richtlinie spürbar zurück, lag aber dennoch leicht über den Vergleichsmonaten in 2015“, betonte Wiegand. „Seit Mai zog es wieder deutlich an. EUROPACE hat den Markt in diesem Zeitraum sogar outperformed und Marktanteile hinzugewonnen. An dieser Stelle bietet sich der Hinweis auf das Erreichen einer historischen Bestmarke beim EUROPACE Transaktionsvolumen an. Im April 2016 wurde nämlich der kumulierte Wert von 250 Mrd. Euro Gesamttransaktionsvolumen seit Bestehen der Plattform überschritten. Meiner Meinung nach haben wir die WIKR gut überstanden und können uns nun auf neues Wachstum konzentrieren.“

Warum stehen die Zeichen auf Wachstum?

„Von der Seite des Immobilienmarktes haben wir in Zukunft enormen Bedarf an Finanzierungen zu erwarten“, zeigte sich Wiegand sicher. „Seit Ende der 1990er Jahre sind die Wohnungsfertigstellungen deutlich zurückgegangen. In den letzten Jahren zogen sie zwar wieder leicht an, liegen aber immer noch weit unter dem kumulierten Neubauwohnungsbedarf von 260.000 Wohnungen pro Jahr. Wenn man noch die Komponente Zuwanderung hinzunimmt, ergab sich zum Ende des Jahres 2015 ein Nachholbedarf von etwa einer dreiviertel Million Wohnungen, der auch bei deutlicher Steigerung der Wohnungsbaufertigstellungen zeitnah nicht annähernd kompensiert werden kann.“

Grafik Wohungsmarkt

Hypservice GmbH – Neue Hypoport Tochter für den Bereich Immobilienbesichtigungen

„Wir wollen mit der EUROPACE-Plattform die gesamte Wertschöpfungskette für den Vertriebs- und Angebotsprozess von Baufinanzierungen und artverwandten Finanz- und Versicherungsprodukten anbieten“, hielt Wiegand fest. „Mit dem Erwerb der Hypservice GmbH sind wir nun in der Lage, bundesweit ein leistungsfähiges Angebot für Immobilienbesichtigungen und die Beschaffung von Unterlagen anzubieten.“ HypService ist das einzige Besichtigernetzwerk, welches die Dienstleistung ausschließlich von qualifizierten Mitarbeitern im Angestelltenverhältnis erbringt. Dadurch sind wir in der Lage, den hohen regulatorischen Bestimmungen im Hinblick auf die Auslagerung dieser Leistungen voll umfänglich gerecht zu werden.

In den nächsten Jahren wollen wir alle relevanten Services rund um die Bewertung, Besichtigung und sonstige Informations- und Unterlagenbeschaffung für die zu finanzierenden Immobilien bestmöglich in den EUROPACE-Prozess integrieren.

Der Kunde im Rampenlicht

Netzwerk

Stefan Kennerknecht, Vorstand der Europace AG, ging auf den Hintergrund der internen Neuaufstellung ein: „Arbeit verändert sich – wie damals die Dampfmaschine oder auch der Computer einen Wandel bewirkt haben, stehen wir heute vor neuen Herausforderungen. Anforderungen an unsere Technologie, die Wünsche unserer Kunden und Partner, sowie die immer stärker in den Fokus rückenden Verbraucher führen zu einer immer höheren Dynamik in der Interaktion unserer Teams mit Ihrer Umwelt. Um diesen Anforderungen der Zeit heute adäquat zu begegnen, ist ein Netzwerk mit vielen Schnittstellen das immer häufiger gelebte Modell.“ Entscheidungen müssen dort getroffen werden, wo unsere Stakeholder mit uns zusammenarbeiten. Informationen gelangen heute nicht mehr top-down ins Unternehmen, sondern an zahlreichen Knotenpunkten der Organistation. Kennerknecht weiter: „Um den sich schnell ändernden Anforderungen zu begegnen und gerüstet zu sein für eine erfolgreiche Zukunft, haben wir uns bei EUROPACE in vollfunktionalen Einheiten organisiert, die autonom arbeiten. So können wir besser die Bedürfnisse unserer Kunden bedienen und sind bei Entscheidungen und ihrer Umsetzung deutlich schlagkräftiger.“

Entlang der kundenzentrierten Neuaufstellung wurden auch die Bereiche des Vorstandsteams gestaltet: Thilo Wiegand verantwortet den Vertrieb samt der dafür notwendigen IT-Kapazitäten sowie die Individuallösungen. Für Produkt- und Privatkreditlösungen ist Stefan Kennerknecht zuständig. Und Marco Kisperth, ein „Urvater“ der EUROPACE-Plattform, legt seinen Fokus auf die Weiterentwicklung der von EUROPACE unterstützen Prozesse.

Kennerknecht fährt fort: „Ebenso wie der Baufinanzierungsbereich wächst auch das Ratenkreditgeschäft mit dem Front End KreditSmart stärker als der Markt.“ Wir setzen dabei den gleichen Anspruch an unsere Entwicklung, den wir auch in der Baufinanzierung verfolgen und werden das Potenzial der schlagkräftigen Unit nutzen und sie zu einem starken Standbein für den Marktplatz EUROPACE ausbauen.

„Mit dem neu aufgestellten EUROPACE Produktmanagement begleiten wir Sie noch deutlich aktiver auf dem Marktplatz und setzen gemeinsam Standards, die der Verbraucher benötigt“, so Kennerknecht. Dafür beschäftigen wir uns mit der Reduktion von Komplexität und einer vereinfachten Datenerfassung für den Vertrieb. Letztendlich geht es darum, die vom Endkunden geforderte Transparenz zu schaffen und die besten Produkte auf den Marktplatz zu bringen. EUROPACE-Kunden sollen sich als starke Marke auf dem Marktplatz platzieren können. Apropos Kunden: „Unsere Aufgabe ist es, die Customer Experience kontinuierlich zu verbessern“, so Kennerknecht. „Das betrifft sowohl das Benutzererlebnis Ihres Klienten als auch Ihre Customer Experience als Kunde von EUROPACE. Daher gestalten wir das Produktangebot auf dem Marktplatz mit Ihnen im aktiven Dialog– unter anderem mit dem neuen Thema Data Science.“

„Daten sind das neue Gold“

Data Science

Vorstandsmitglied Marco Kisperth gab einen Ausblick auf Themen, die den EUROPACE-Marktplatz in der Zukunft bewegen. Einen Schwerpunkt bildet dabei das Thema Data Science. „Hinter dem kumulierten Transaktionsvolumen, das über die vergangenen 15 Jahre hinweg 250 Mrd. Euro übersteigt, stehen mehr als drei Millionen Antragsteller und mehr als zwei Millionen Immobilien.“
Kisperth führte aus: „Diese unfassbare Menge an Informationen möchten wir nutzen, um Ihren Anwendungskomfort zu verbessern. So können Sie im Beratungs- und Kreditumsetzungsprozess effektiver und effizienter agieren.“
Hinsichtlich der Datennutzung hat EUROPACE eine Reihe von Thesen aufgestellt. Nun gilt es, diese zu bewerten, Ergebnisse abzuleiten und – sofern möglich – sie so weit zu entwickeln, dass sie in den Marktplatz integriert werden können und den Partnern die Arbeit erleichtern. Folgende erste Thesen präsentierte Kisperth dem Publikum:

1.) Erfolgsprognose Antragsteller

Vertrieb, Produktanbieter und auch die Plattform werden in der Regel nur dann vergütet, wenn ein Geschäft erfolgreich zu Stande gekommen ist. Das richtige Maß an Aufwand ist entscheidend für einen effizienten Vertriebsprozess. Um die Anwender dabei zu unterstützen soll EUROPACE die Wahrscheinlichkeit prognostizieren, mit der ein Antragsteller den Finanzierungsprozess abschliessen bzw. abbrechen wird. Auf Basis einer solchen Prognose kann der Vermittler entscheiden, ob er sich lieber auf Kunden konzentriert, bei denen die Abschlusswahrscheinlichkeit hoch ist, oder aber potenziell „schwierige“ Kunden gezielt noch intensiver betreut.

2.) Anwendungs-Navigation

EUROPACE weiß, wie Anwender die Plattform benutzen. Um Beratung noch mehr in den Vordergrund und die Arbeit mit der Plattform weiter in den Hintergrund zu stellen, sollen die nächsten Schritte des Beraters vorhergesagt werden: Das System navigiert dann den Anwender automatisch direkt an die höchstwahrscheinlich gewünschte Stelle und beschleunigt so die Arbeit mit der Plattform.

3.) Angebotssortierung

Die Ausweitung der Anbieter auf der Plattform, alternative Vorschläge und die Kombination von Produkten verschiedener Anbieter führen zu immer mehr Optionen für den Vertrieb. Nicht immer ist es dabei einfach, die richtige Auswahl für die Antragsteller zu treffen. Für eine leichtere Orientierung soll die Angebotsliste daher zusätzlich so sortiert werden können, dass Finanzierungsstrukturen, die der Vertrieb mit hoher Wahrscheinlichkeit empfehlen würde, weiter oben in der Liste erscheinen.

„Wir freuen uns, dass wir diese neuen Themen nun in Angriff nehmen können und möchten sie im direkten Austausch mit Ihnen angehen“, so Kisperth abschließend.
Viele neue Themen, zu deren Entwicklung auch wieder auf der 29. EUROPACE-Konferenz am 15. und 16. März 2017 berichtet wird.