Die Holakratie wird eingeführt und ein ganzes Unternehmen steht Kopf. Und das ist auch gut so. Wenn alles mal ordentlich durchgeschüttelt wird, kommen Ideen hoch, die sonst unter konservativen Glaubenssätzen, schlecht gealterten Ansichten, mutlosen Standards und verknöcherten Hierarchien verhungern. Wer es nicht glaubt, sollte mal wieder einen Kopfstand machen. Oder Achterbahn fahren!

In einer Holakratie zu arbeiten, erfordert ein neues Mindset der gesamten Belegschaft. Quasi ein Reset der alten Arbeitswelt. Holakratie erlaubt den Mitarbeitern ihren eigenen Entscheidungen zu vertrauen und Verantwortung zu übernehmen. Kollaboration, Flexibilität, Kreativität, Weiterentwicklung von Ideen, aber auch der eigenen Persönlichkeit sind dabei unabdingbar.

Dynamik mit Dynamik begegnen

Holakratisch zu arbeiten heißt aber nicht nur eigenverantwortlich und selbstbestimmt zu planen, es verlangt von jedem einzelnen auch die eigenen Ambitionen zu reflektieren und zu hinterfragen. Was will ich? Will ich Erfolg? Anerkennung? Will ich reich werden? Die Welt verbessern? Denn nur wer seine eigene Motivation kennt, weiß in welche Richtung der nächste Schritt gehen muss. Und nur wer ehrlich mit sich ist, behält auch bei der Arbeit den Blick für Wesentliches. Dazu braucht es Empathie und jede Menge Geduld. Denn was Angestellte oft wieder ganz neu erlernen müssen, ist die Freiheit, Entscheidungen selbst treffen zu können. Und der Vorgesetzte muss lernen, seine Macht zu delegieren und darauf zu vertrauen, dass seine Angestellten ihren Bereich professionell und eigenverantwortlich bearbeiten. Europace-Vorstand Stefan Kennerknecht begleitet sein Team seit drei Jahren bei dieser Entwicklung und weiß:

„Ich hab keine Macht abgegeben, sondern viel mehr Macht gewonnen, weil ich mich mit Menschen umgebe, die den gleichen Purpose haben wie ich. Gemeinsam erfolgreich sein, das ist mein Antrieb. Die Herausforderung der Komplexität, das kann nur mit Können statt mit Wissen beantwortet werden, der gute Plan allein hilft da nicht. Was es braucht sind Erfahrungswissen, Empathie, wenn es um die Menschen geht, den richtigen Riecher, wenn es um betriebswirtschaftliche Entscheidungen geht. Die Art der Zusammenarbeit muss sich ändern, denn man kann auf die Vielfalt der Menschen nicht mit einer Top-Down-Mentalität reagieren. Kollaborationen in unterschiedlichen Kontexten werden immer wichtiger.“

Es gilt also Dynamik mit Dynamik zu begegnen – auch und insbesondere, wenn die Belegschaft auf ein Problem stößt. Der holakratischen Methode liegt das Verständnis zugrunde, dass alles im Fluss ist und der Weg zur Lösung ein iterativer Lernprozess. Das ermöglicht den Mitarbeitern, wirklich um die Ecke zu denken und Neues auszuprobieren. Jede Erkenntnis wird so zu einer sinnvollen, nämlich, ob etwas funktioniert oder eben nicht. Kennerknecht dazu:

„Du kannst dieses System nicht anweisen und ich allein habe doch die Wahrheit nicht gepachtet. Ich habe nur eine perspektivische Wahrheit, aber die des Unternehmens ist in seiner Dezentralität versteckt. Man muss den Leuten ermöglichen, ihre eigenen Ideen umzusetzen. Nur so schafft man sukzessive das Vertrauen, dass es auch ok ist, selbstständig Entscheidungen zu treffen. Es ist deine Verantwortung aus deiner Perspektive nach Opportunities zu suchen.“