Während die Nachfrage nach Häusern weiter steigt, geht das Angebot deutlich zurück, obwohl die Preise den Verkäufern vielfach Traumrenditen bescheren würden. Was ist dran am Verkäuferstreik?

Für Eigenheimbesitzer mit Verkaufsabsichten sind paradiesische Zeiten angebrochen. Lange galten Bestandshäuser als die weniger favorisierte Immobilienvariante und konnten im direkten Vergleich mit Neubauten bei der Preisentwicklung nicht mithalten. Wer etwas Eigenes wollte, wollte etwas Neues. Doch die hohe Nachfrage nach Wohnraum und das geringe Angebot auf dem Sektor der Neubauten haben in den vergangenen Jahren Bestandshäuser immer stärker in den Fokus der Verbraucher gerückt und Schritt für Schritt für eine Annäherung an die Preisentwicklung anderer Immobiliensegmente gesorgt. Seit Anfang 2020 schlossen Bestandshäuser dann in immer größeren Schritten zu den preislich starken Neubauten und Eigentumswohnungen auf.

Heute befinden sich die Hauspreise auf einem Rekordniveau, wie der Europace Hauspreis-Index in seiner letzten Ausgabe ausgewiesen hat. Dies gilt nicht nur für Regionen, die ohnehin schon teuer waren, sondern auch für Gegenden, die bisher eher als unattraktiv eingestuft wurden. Liegt die Immobilie infrastrukturell halbwegs gut eingebettet, haben Verkäufer gleich eine ganze Reihe von Interessierten vor der Tür, egal wie klein, heruntergekommen und wenig attraktiv das Objekt selbst zu sein scheint. Eigentlich müsste es also ein breites Angebot an Bestandsimmobilien geben, da die hohen Preise die Verkaufsbereitschaft stimulieren sollten.

Heute befinden sich die Hauspreise auf einem Rekordniveau, wie der Europace Hauspreis-Index in seiner letzten Ausgabe ausgewiesen hat. Dies gilt nicht nur für Regionen, die ohnehin schon teuer waren, sondern auch für Gegenden, die bisher eher als unattraktiv eingestuft wurden. Eigentlich müsste es also ein breites Angebot an Bestandsimmobilien geben, da die hohen Preise die Verkaufsbereitschaft stimulieren sollten.

Zurückhaltung statt Goldrausch 

Es zeigt sich aber ein ganz anderes Bild. So gibt es im Bereich der Immobilienangebote verschiedene Untersuchungen und Auswertungen, die von einem ungewöhnlich niedrigen Bestand an Immobilien, die zum Verkauf stehen, ausgehen. Der Immobilienmakler Homeday hat die Angebotsentwicklung von Häusern und Wohnungen untersucht und kommt zu dem Schluss, dass 2020 über 12% weniger Angebote gegenüber dem Vorjahr veröffentlicht wurden. In einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsunternehmens Kantar im Auftrag der Postbank wurde erkennbar, dass viele Immobilienbesitzer mit dem Verkauf warten, was auf die Furcht vor Ansteckungen während der Pandemie aber auch die gestiegene Attraktivität der eigenen vier Wände zurückgeführt wird. Hier gaben die Befragten an, die Krise mache die eigenen vier Wände noch begehrenswerter.

Verteilung von Neubauten und Bestandshäusern

Betrachtet man den Anteil der Häuser im Bestand gegenüber den neu gebauten bzw. gekauften Häusern, die über die Europace-Plattform finanziert wurden, zeigt sich, dass noch 2018 dieser bei 70,8% gegenüber 29,2% Neubauten lag. Während diese Entwicklung 2019 annähernd konstant war, verringert sich dieser Anteil 2020 und 2021 auf nur noch 69,4% bzw. 67,3%. 

Demgegenüber ist die Anzahl der Baufertigstellungen von Eigenheimen laut Daten des Statistischen Bundesamts sowie einer Studie von KFW Research in den letzten Jahren annähernd konstant geblieben. Bei einer gleichbleibenden Bautätigkeit und einem sinkenden Verhältnis von verkauften Bestandsimmobilien zu Neubauten kann man darauf schließen, dass private Verkäufer eine geringere Bereitschaft haben, ihre Immobilie zu veräußern. Anhand des Verhältnisses von Bestands- zu Neubautransaktionen zeichnet sich also durchaus ein Rückgang beim Angebot der Bestandshäuser ab und deutet auf ein rückläufiges Interesse privater Immobilienbesitzer an einem Verkauf hin – und das trotz steigender Preise.

Vom Streik zur Schlacht

Neben der Pandemie-bedingten Zurückhaltung und der neu erwachten Wertschätzung für die eigenen vier Wände, können auch andere Gründe für die Zurückhaltung der Verkäufer genannt werden. Ersten befinden sich die Zinsen derzeit auf einem historisch niedrigen Niveau, so dass sich Erlöse aus Immobilienverkäufen nur bei einem entsprechenden Risiko gewinnbringend anlegen lassen. Dazu kommt, dass Alternativen in Form von anderen Kaufimmobilien oder Mietobjekten ebenfalls teuer sind, so dass kaum finanzielle Vorteile erzielt werden können. Ein weiterer Punkt ist die starke Zunahme von Home Office, was Immobilienbesitzer in den vergangenen Monaten noch stärker an ihr Zuhause gebunden hat und den ideellen Wert der Immobilien steigen ließ.

Auch wenn sich die Zinspolitik mittelfristig nicht maßgeblich ändern sollte, so ist dennoch davon auszugehen, dass der Stau an Bestandshäusern, die momentan nicht zum Verkauf stehen, mit dem Ende der Pandemie recht schnell auflösen wird.  Und dann könnte aus einem Verkäuferstreik ganz schnell eine Verkaufsschlacht werden.